(bkw) Stand: Regeltext, 45. Aufl. 2013, RI 01-15. Das Eindringen unterhalb des Netzes stellt die Schiedsrichter vor gewisse Herausforderungen. Viele Schiedsrichter verfallen dabei in eine Art Routine, bei der sie "Übertreten" grundsätzlich als Fehler abpfeifen. Im Zweifel geben sie hierfür die Begründung an, dass das Eindringen das Spiel beeinflusst hat. Dieses Vorgehen ist nicht nur falsch, sondern stellt zugleich eine unzulässige Überschreitung des Regelwerkes dar, da das Regelwerk für die verschiedenen Situationen des Eindringens verschiedene Regeln bereit hält.
Immer wieder ist auch als Grund zu hören, dass "sicherheitshalber" sämtliches Übertreten abzupfeifen ist. Dies überzeugt jedoch nicht. Die Regeln mögen vielleicht nicht jedem gefallen, dennoch haben sich alle Schiedsrichter daran zu halten.
Zur Thematik des "Übertretens" bzw. "Eindringens" auf die gegnerische Seite, wird grundsätzlich im Rahmen der Regel 11.2 das Eindringen in den gegnerischen Raum (Regel 11.2.1) und das Eindringen in das gegnerische Spielfeld (Regel 11.2.2) unterschieden...
Das Eindringen in den gegnerischen Raum unterhalb des Netzes ist grundsätzlich erlaubt, wenn dabei der Gegner nicht "beeinflusst" wird.
Voraussetzung für die Anwendung dieser Regel ist zunächst, dass man sich bewusst macht, was überhaupt der gegnerische Raum ist. Dieser wird in Regel 1 legal als "Raum über der Spielfläche bis hin zur Decke bzw. den Einbauten" definiert. Es geht hier also (noch) nicht (nur) um das Spielfeld, sondern ganz allgemein um die Spielfläche bzw. den Spielraum und (noch) nicht um das Eindringen über die Mittellinie an sich!
Einfach gesagt, wenn ein Spieler mit der Hand, dem Knie oder einem anderen Körperteil unterhalb des Netzes in den gegnerischen Raum kommt, dann ist dies erst einmal kein Fehler. Nochmals: Es geht um den (Spiel-)Raum, nicht um die Berührung des Spielfeldes.
Regel 11.4.2 - Ein Spieler dringt in den gegnerischen Raum unterhalb des Netzes ein und beeinflusst das Spiel des Gegners.
Die Regel 11.4.2 beschreibt den mit der Regel 11.2.1 korrespondierenden Spielfehler.
Die Berührung des gegnerischen Feldes mit einem Fuß (beiden Füßen) ist gestattet, wenn ein Teil des (der) übertretenden Fußes (Füße) sich auf der Mittellinie oder direkt über ihr befindet (befinden).
Hier geht es nun tatsächlich um das Eindringen in das Spielfeld. Bei der Berührung des gegnerischen Feldes ist auf die Projektion des Fußes abzustellen. Stellt Euch also vor, Ihr schaut von oben auf den Fuß. Wenn dann noch zumindest einen Teil der Mittellinie durch den Fuß verdeckt wird, dann liegt (noch) kein Fehler im Sinne des "Übertretens" / "Eindringen" vor. Erst wenn zusätzlich noch eine Beeinflussung des Spiels von dem Eindringen in das gegnerische Spielfeld ausgeht (Kausalität!), kann dennoch von einem Fehler ausgegangen werden.
Was eine Beeinflussung des Spiels ist, wird in Teil IV des Regelbuches unter "Begriffe" legal definiert als: "Jede Aktion, die gegenüber dem Gegner einen Vorteil generiert oder die den Gegner daran hindert den Ball zu spielen". Beispiele für Beeinflussungen sind zudem in Regel 11.4.4, in einem nicht abgeschlossenen Katalog zu finden, wobei für die Frage des "Übertretens" eigentlich nur die Variante 4 relevant ist: "Aktionen, die den Gegner bei dessen erlaubtem Versuch, den Ball zu spielen, behindern".
Das Berühren des gegnerischen Feldes mit jedem Körperteil oberhalb der Füße ist erlaubt, sofern dadurch das Spiel des Gegners nicht beeinflusst wird.
Für die Berührung des gegnerischen Spielfeldes gelten dabei noch weitere Einschränkungen, so dass nicht in jedem Fall eine Berührung des Spielfelds auch gleichzeitig einen Fehler darstellt. Das Eindringen in das gegnerische SPIELFELD ist...
Wichtig: Es genügt also nicht, dass ein Fuß lediglich das gegnerische Feld berührt. Dies ist KEIN Fehler, außer es kommt zusätzlich zu einer Beeinflussung! Steht also noch ein Teil des Fußes auf der Linie, liegt nicht unmittelbar ein Fehler vor (s.o.)
Regel 11.4.3 - Ein Spieler dringt mit seinem Fuß / seinen Füßen vollständig in das gegnerische Feld ein.
Die Regel 11.4.3 beschreibt den mit der Regel 11.2.2 korrespondierenden Spielfehler.
Nachdem der Ball aus dem Spiel ist, darf ein Spieler in das gegnerische Feld eindringen.
Diese Regel scheint auf der ersten Blick schon fast überflüssig zu sein, weil ein Regelungsbedürfnis zu fehlen scheint. Warum sollte man denn nach dem der Ball aus dem Spiel ist auf die andere Seite wechseln? Aber, diese Regel kann auch ganz klar taktisch verwendet werden, wenn man weiß, was damit verbunden ist. Zunächst müssen wir uns klar machen, zu welchem Zeitpunkt der Ball überhaupt (schon) aus dem Spiel ist:
Der Ball ist in dem Augenblick "aus dem Spiel", in dem ein von einem der Schiedsrichter gepfiffener Fehler begangen wird. Liegt kein Fehler vor, ist der Zeitpunkt des Pfiffs maßgebend.
Der Ball ist demnach aus dem Spiel, wenn ein Fehler begangen wurde, den der Schiedsrichter ahndet (wird), ABER nicht zwangsweise erst dann, wenn der Schiedsrichter tatsächlich pfeift!
Man könnte nun einen (Risiko-)Angriff so gestalten, dass der Angriffsspieler mit vollem Risiko so dicht ans Netz springt, dass er nur noch im gegnerischen Feld landen könnte. Wenn er denn dort landet, dann würde eigentlich ein Fehler des Angreifers vorliegen, da er "übergetreten" ist. Soweit klar!.
Was aber, wenn nun der angegriffene Ball zuvor schon den Boden berührt hat (Risiko-)Angriff, also ein Fehler im Sinne der Regel 8.2 vorliegt (s.o.), dann müsste der Schiedsrichter den zuerst begangenen Fehler (Ball berührt den Boden) im Sinne der Regel 6.1.2.1 (... werden zwei oder mehrere Fehler nacheinander begangen, wird nur der erste geahndet, ...) ahnden. Damit ist aber das Übertreten nicht mehr der zu ahnende Fehler! Ob sinnvoll oder nicht, ob gefährlich oder nicht, stelle ich anheim.
Spieler dürfen in die gegnerische Freizone eindringen, vorausgesetzt, dass sie das gegnerische Spiel nicht beeinflussen.
Diese Regel gilt für die gesamte Freizone der gegnerischen Spielfläche und damit insbesondere auch für den Bereich unter dem Netz, der über die Freizone zum Pfosten ragt. Wichtig ist dies für Bälle, die im Rahmen der zulässigen drei Berührungen einmal teils außerhalb des Überquerungssektor auf die gegnerische Spielfläche, dann wieder zurück in die eigene Spielfläche und schließlich innerhalb des Überquerungssektor wieder zum Gegner gespielt werden, vgl. Regel 10.1.2.
Die Spieler dürfen dabei auch unter dem Netz durchlaufen oder gar das generische Spielfeld überspringen, solange sie dies eben nicht berühren (vgl. Regel 11.2.1). Denn hier wird nur der gegnerische Raum, nicht das Feld tangiert, s.o..
Ausführung: Auf die Mittellinie oder die entsprechende Linie zeigen.
Erläuterung: Das Handzeichen ist selbst erklärend.